Ausgedehnte Nass- und Feuchtwiesen, Flachland- und Bergmähwiesen, Magerwiesen und -weiden bis hin zu Borstgrasrasen - die große Vielfalt der Grünlandtypen in dem Naturschutzgebiet Gernsdorfer Weidekämpe ist eine Besonderheit. Begleitet werden die Grünlandflächen von Niederwäldern. Um den Erhalt der wertvollen Flächen sicher zu stellen, hat die NRW-Stiftung bislang rund 23 Hektar erworben.
Grünland ist nicht gleich Grünland
Weil das Gebiet in einem Übergangsbereich liegt, finden sich Mähwiesen des Flach- und Hügellandes (Glatthaferwiesen) in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bergmähwiesen (Goldhaferwiesen).
Glatthaferwiesen wurden als sogenanntes Drieschland hier im Gebiet bis Mitte des 20. Jahrhunderts genutzt, d.h. Acker- und Grasnutzung wurden im Wechsel betrieben, so beugte man der Bodenermüdung vor. Nach dem Grünlandumbruch folgte über mehrere Jahre Ackernutzung mit wechselnden Feldfrüchten. Nach der letzten Fruchtfolge säte man die Samen, die sich im Heulager angesammelt hatten, wieder aus. Zahlreiche Gräser, wie z.B. Wiesenschwingel oder Glatthafer, dessen Halme imposante 1,20 Meter erreichen können, wachsen auf den Wiesen. Vor allem die bunt blühenden Wiesenkräuter wie Glockenblumen, Margeriten und Witwenblumen fallen ins Auge.
Die Goldhaferwiesen sind deutlich niedrigwüchsiger und schmücken sich mit attraktiven buntblühenden Wiesenkräutern wie Storchschnabel, Wiesenlabkraut und Wiesenknöterich.
Vom lückig wachsenden, kurzrasigen Borstgrasrasen waren Ende der 1980er Jahre hier im Sännerhaufs Bruch nur noch wenige Standorte erhalten geblieben. Erst nachdem sich Landwirte bereit erklärten am Vertragsnaturschutz teilzunehmen und die traditionellen Wirtschaftsweisen wieder aufzunehmen, konnte eine Änderung herbeigeführt werden. Heute nehmen die Borstgrasrasen im Gebiet wieder mehrere Hektar ein.
In den Wiesen brüten Braunkehlchen und Wiesenpieper. Damit die Wiesenvögel ungestört brüten und ihre Jungen aufziehen können, werden im Schutzgebiet die Weiden zwischen Mai und Juni nicht beweidet und die Wiesen erst ab Juli gemäht.
Die Sommermonate von Mai bis Mitte Juli bieten ein ganz besonderes Erlebnis, wenn in Jahren mit einem spätfrostfreien Frühjahr tausende Waldhyazinthen und Gefleckte Knabenkräuter in den Wiesen und Weiden zur Blüte kommen.
Aus Wald wurde Weide
Der Weidekamp im Eschebruch ist aus einem so genannten Hauberg hervorgegangen. Hauberg nennt man im Siegerland den Niederwald, der heute nur noch der Brennholzgewinnung dient. Nördlich der Landstraße sehen Sie die auf den Stock gesetzten Bäume, meist Birken und Eichen. Sie schlagen mehrstämmig wieder aus, werden aber nicht mehr so hoch, deshalb nennt man diese Waldform Niederwald. In früheren Zeiten wurden die Hauberge viel weitgehender genutzt, unter anderem auch als Waldweide. Die Weidenutzung schadete aber dem Holzaufwuchs. Daher legte man ab dem 19. Jahrhundert große Viehweiden auf gerodeten Haubergsflächen an – wie auch die die Gernsdorfer Weidekämpe. Zahlreiche und seltene Tier- und Pflanzenarten haben hier überlebt – weil man die historischen Bewirtschaftungsweisen beibehalten hat.
Unter http://www.rothaarsteig.de/Rothaarsteig3/Rothaarsteig-Audiowege2/Gernsdorfer-Weidekaempe finden Sie 9 Audiodateien zum Gebiet.
Ansprechpartner: Biologische Station Siegen-Wittgenstein