Dezember

Die Esche

Der drastische Rückgang einer großen Baumart

Die Esche (Fraxinus excelsior) ist unser Baum des Monats im Dezember und fasziniert nicht nur mit ihrer biologischen Bedeutung, sondern auch mit einer spannenden Geschichte aus der Mythologie.

Die Esche kann bis zu 40 Meter hoch werden und hat feine, gefiederte Blätter, die im Herbst leuchtend goldgelb werden. Ihre graue, schuppige Rinde und die tiefen Wurzeln helfen der Esche, sich gegen Wind und Wetter zu behaupten. Besonders in stürmischen Zeiten ist sie ein stabiler Baum. Waldbaulich gehört die Esche zu den schnell wachsenden, zuwachsstarken Bäumen. Das Holz der Esche ist sehr wertvoll, besitzt hohe Zähigkeit und hohe Tragfähigkeit. Gleichzeitig wirkt ihre gut zersetzbare Streu bodenverbessernd, humusbildend und sorgt für ein reiches Bodenleben. 

Ihre Ansprüche an den Boden sind gering und sie kann daher sowohl in Mischwäldern zusammen mit Buche und Ahorn vorkommen, als Einzelbaum in Parks oder zusammen mit Erlen und Weiden in Auenwäldern entlang von Bächen und Flüssen, welche regelmäßig überschwemmt werden. Eschen sind eine der Hauptbaumarten in diesen Auenwäldern, da sie gut an feuchte, nährstoffreiche Böden angepasst sind. Auwälder sind von hoher ökologischer Bedeutung, da sie eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen beherbergen und oft auch als Überschwemmungsschutz dienen. Viele Tiere, wie der bunte Grünspecht und verschiedene Insekten, fühlen sich hier in der Esche zuhause.

Leider ist die Esche heute von einer Krankheit bedroht – dem Eschentriebsterben. Diese Krankheit wird durch einen Pilz verursacht, der ursprünglich aus Asien stammt und in Europa seit etwa den 1990er Jahren verbreitet ist. Der Pilz dringt über die Blätter und Zweige in den Baum ein und führt zu einer Vertrocknung der Triebe und Zweige. In schweren Fällen kann die Krankheit sogar zum Absterben ganzer Bäume führen. In den letzten Jahrzehnten hat das Eschentriebsterben in Europa dramatische Auswirkungen auf Eschenbestände, insbesondere in den Auwäldern. Denn stirbt die Hauptbaumart ab, wird die Struktur und das ökologische Gleichgewicht dieser Wälder erheblich verändert. Das Eschentriebsterben stellt damit eine schwere Bedrohung für die ökologisch bedeutsamen Auenwälder da.

In der nordischen Mythologie wird die Esche als Yggdrasil verehrt, der Weltenbaum, der das ganze Universum miteinander verbindet. Yggdrasil ist ein riesiger, heiliger Baum, dessen Wurzeln tief in die Unterwelt reichen und dessen Äste bis in den Himmel wachsen. Der Baum symbolisiert das Leben, den Tod und die Wiedergeburt und ist in vielen alten Geschichten eine Quelle von Wissen und Kraft.

Bei uns im Naturpark Sauerland Rothaargebirge steht eine besonders beeindruckende Esche auf einem Hof im kleinen Dorf Kruberg (Gemeinde Kirchhundem). Unser Generationenbaum ist ca. 160 Jahre alt, 25 m hoch und hat einen Stammumfang von 3,80 m. Im Jahr 2023 und 2024 konnten leider noch keine Samen zur Gewinnung von Nachkommen für unser Projekt an der Hohen Bracht gewonnen werden, da der Baum keine Samen entwickelt hat. Wir hoffen sehr, dass in den nächsten Jahren eine Samenentwicklung stattfinden wird und der Baum noch viele Jahrzehnte dem Eschentriebsterben trotzen wird. Denn die Esche in Kruberg ist nicht nur ein schöner Baum, sondern auch ein Symbol für die Verbindung von Natur und Geschichte. Sie erinnert uns an die Vergangenheit des Dorfes und steht als stiller Zeuge der Veränderungen, die es im Laufe der Jahre erlebt hat.

So verbindet die Esche auf besondere Weise die Natur, die Mythologie und die Geschichte – ein Baum, der uns viel zu erzählen hat!